ZUR PERSON
José Federspiel, künstlerisch bekannt als DaMos, ist ein vielseitiger und interdisziplinärer Künstler, der im Bereich der Multimediakunst, digitalen Malerei und urbanen Musik tätig ist. Geboren 1977 in Chur, Graubünden, vereint er technologische, ästhetische und soziokulturelle Perspektiven in seinem Werk.
Seine ersten künstlerischen Erfolge feierte Federspiel ab 1995 mit Graffiti-Projekten und Videoarbeiten. Obwohl er seine aktive Tätigkeit im Bereich Graffiti etwa 2001 beendete, lebt die Ästhetik dieser frühen Phase in seiner Malerei und Videokunst weiter.
Er studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK/FH) Luzern und schloss das Studium der Bildenden Kunst mit Auszeichnung ab. Seine Diplomarbeit, der experimentelle Kurzfilm Würfelwelt (2002), wurde für den Internationalen Medienkunstpreis in Karlsruhe nominiert, erhielt eine Auszeichnung und wurde auf Arte, SRF und 3Sat ausgestrahlt.
2011 wurde Federspiel vom Kanton Graubünden mit einem Förderpreis für seine Leistungen in den Bereichen Multimedia und Musik ausgezeichnet. Als Mitbegründer der Bündner Hip-Hop-Kultur, die 2022 ihr 30-jähriges Bestehen feierte, hat er diesen kulturellen Zweig entscheidend mitgeprägt.
Heute umfasst sein künstlerisches Schaffen digitale Malerei, audiovisuelle Arbeiten sowie die Produktion von Rap- und elektronischer Musik. Seit über zwei Jahrzehnten ist er als selbstständiger Grafikdesigner, Illustrator und freier Künstler tätig. Federspiel lebt mit seiner Familie im Taminatal und ist Vater von zwei Kindern (geb. 2010, 2015).
AAM – Animals Around Me (Serie I–II)
In der Serie Animals Around Me rückt Federspiel die Tierwelt seiner unmittelbaren Umgebung ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Durch hochpräzise digitale Malerei entsteht eine Hommage an jene Lebewesen, die mit ihm denselben Lebensraum teilen. Jedes Porträt ist Ausdruck einer meditativen Auseinandersetzung mit dem Hier und Jetzt und einer bewussten Entschleunigung künstlerischen Schaffens.
Die einzige Regel: Das Tier muss an seinem Wohnort gesichtet oder gehört worden sein. Aktuell arbeitet Federspiel an einem Porträt eines Wolfs, dessen Heulen er vernommen hat, ohne das Tier je gesehen zu haben. Die Tiere werden in seinen Arbeiten aus ihrem natürlichen Kontext herausgelöst, um den Blick gänzlich auf ihre physiognomische Individualität zu lenken – eine Strategie, die an die wissenschaftliche Praxis der Typisierung erinnert.
Wertschätzung im Atelier
Der französische Anthropologe Philippe Descola problematisiert in Jenseits von Natur und Kultur die westliche Unterscheidung zwischen Mensch und Natur als ein kulturelles Konstrukt, das den Umgang mit der außermenschlichen Welt prägt – häufig mit kolonialem oder utilitaristischem Unterton. Federspiels Werk stellt sich dieser Sichtweise entgegen, indem es die Tierdarstellung nicht als romantisierte “Naturidylle”, sondern als gleichwertige Präsenz inszeniert.
Der digitale Malprozess – Strich für Strich, oft über 200 Stunden pro Bild – wird so zum Akt der Anerkennung und Resonanzerfahrung (vgl. Hartmut Rosa). In Zeiten zunehmender Umweltzerstörung und Klimakatastrophen erzeugt diese beharrliche, manuelle Bildsprache einen Gegenpol zur schnellen Konsumierbarkeit digitaler Inhalte. Sie lädt ein zur stillen Konfrontation mit dem Lebendigen – und damit letztlich mit uns selbst.
Der kreative Prozess
Federspiel verwendet keine bloße Fotovorlage, sondern erstellt durch detaillierte Makrofotografien, eigene Beobachtungen und Bildrecherche komplexe Fotocollagen als Basis. Wo Referenzen fehlen, rekonstruiert er anatomische Details aus dem Gedächtnis oder nach Rücksprache mit Tierpräparatoren. Dadurch entsteht eine Synthese aus wissenschaftlicher Genauigkeit und künstlerischer Imagination.
Beispielhaft dafür steht das Porträt eines Grünen Heupferds, dessen Ausarbeitung rund 200 Stunden beanspruchte. Dieser minutiöse Arbeitsansatz verweist auf eine Haltung, die das Tier nicht als Objekt, sondern als Subjekt ernst nimmt – und knüpft an aktuelle Diskussionen der Animal Studies und der posthumanistischen Ästhetik an.
Weitere Werkserien
QUBES (2018–2020):
Diese Serie digitaler Collagen basiert auf älteren Graffiti-Skizzen, die mit abstrakten Elementen digital überarbeitet wurden. Es entsteht ein hybrider Stil zwischen urbaner Zeichensprache und computergenerierter Ästhetik.
BLACK LINES:
Reduktion auf Schwarz-Weiß – keine Graustufen, keine Übergänge. Die Arbeiten dieser Serie stehen für Kontrast, Härte und Bruch. Sie thematisieren die Unversöhnlichkeit vieler gesellschaftlicher Realitäten und stellen der farbigen Komplexität der Welt eine minimalistische Klarheit entgegen.
BETWEEN / DAZWISCHEN:
Diese Werkreihe kombiniert fotorealistische Naturfotos – meist basierend auf regionalen Bildern – mit typografischen und graffitiartigen Elementen. Die Übergänge zwischen organischer Form und urbaner Sprache öffnen einen Dialog zwischen Natur und Kultur, Gegenwart und Erinnerung.
Technik & Haltung
Seit über 15 Jahren arbeitet Federspiel digital mit einem Wacom Cintiq, einem druckempfindlichen Stift-Display, das präzise manuelle Eingriffe in digitaler Umgebung ermöglicht. Aus Überzeugung verzichtet er auf den Verkauf seiner Werke als NFTs, da viele Plattformen dieser Technologie einen hohen Energieverbrauch aufweisen. Stattdessen wird jedes Bild als verschlüsselte digitale Datei (256-bit AES) verkauft, begleitet von einem signierten Echtheitszertifikat. Der Käufer entscheidet selbst, ob das Werk als hochwertiger Print oder auf einem digitalen Display präsentiert wird.
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